In den letzten Tagen ist wieder einiges passiert. Unter anderem bin ich trotz der bereits zu Ende gegangenen Weihnachtszeit reich beschenkt worden: von netten Menschen aus meiner Kirchgemeinde mit Äpfeln und Erdbeermarmelade, von meinem Arbeitskollegen Arturas mit eingeweckten Kirschen und von meiner Nachbarin mit selbstgebackenen Hörnchen. Die Litauer sind wirklich ein sehr freundliches Völkchen. Wenn ich allerdings von den vielen Geschenken und dem guten Essen schreibe, sollte ich auch den Mann erwähnen, der neulich in den Mülltonnen unweit unseres Hauses nach etwas Essbarem gesucht hat. Litauen ist ein Land der Kontraste. Es stimmt auch, dass der familiäre Zusammenhalt der Litauer im Allgemeinen noch stärker ist, als bei uns in Deutschland. Und dennoch sind da die gut 100 Kinder in unserem Kinderdorf, deren familiäre Strukturen offensichtlich nicht tragfähig genug waren, um ihnen eine behütete Kindheit, Bildung und Geborgenheit zuteilwerden zu lassen. Auch Litauen ist keine heile Welt, sondern vom gesellschaftlichen Wandel, von den wachsenden sozialen Unterschieden tiefgreifend betroffen.
In unserem Kinderdorf durfte ich letzte Woche bei der Kunsttherapie dabei sein. Edita, eine Sozialpädagogin von der Fachhochschule in Marijampolė, gestaltet mit den Kindern Bilder mit Fingerfarben. Diesmal sollten die Kinder sich gegenseitig positive Eigenschaften auf ihre Gemälde schreiben.
Auch unser wöchentlicher Schwimmbadbesuch, den ich als Rettungsschwimmer begleite, hat nach der Winterpause wieder einmal stattgefunden.